Mayako Kubo *1947

Mayako Kubo ist eine Komponistin japanischer Herkunft. Mit einem Abschluß als Pianistin am Osaka College of Music, geht sie 1972 nach Wien, um Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Erich Urbanner, sowie Musikgeschichte und Philosophie zu studie-ren. Ab 1980 setzt sie ihre Kompositionsstudien bei Helmut Lachenmann in Hannover und Stuttgart fort. 1985 läßt sich Kubo in Berlin nieder. Sie ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik „ZeitMusik“ und organisiert Konzerte, Symposien und Multimedia-Events.
In den Jahren 1990 bis 1994 lebt und arbeitet sie in Marino bei Rom.

Kubos Kompositionsstil verdankt viel ihrer klassischen Klavierausbildung, den Studien mit elektronischer Musik am Institut für Elektroakustische und Experimentelle Musik Wien, sowie der Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Medien, wie beispielweise Tanz, Theater und Performance.
In den 90-iger Jahren, unter dem Eindruck des pulsierenden Lebens in Rom, sieht Kubo ein vorrangig intellektuell geprägtes Kunstkonzept, wie es Lachenmann verkörpert, zunehmend kritisch und entwickelt eine offenere Herangehensweise. Sie wendet sich nun vorurteilsfrei auch traditionellen „bürgerlichen“ Musikgattungen wie der Oper zu und entwickelt eine freiere, expressive Tonwelt. Für Kubo ist diese Entwicklung keineswegs gleichbedeutend mit einer Abwendung von der Avantgarde wenn sie sagt: „Terzen und Straßenbahngeräusche, beides ist immer da“.

Die Uraufführung der Oper Rashomon 1996 in Graz ist ein vorläufiger Höhepunkt in der Karriere der Komponistin. Kubo weiß mit großer Sicherheit einen Bogen zwischen zwei Hauptquellen ihres Ausgangsmaterials zu spannen: der japanischen Literatur und der europäischen Musiktradition. Die gesellschaftlichen Bedingungen und die Strukturen der Gewalt sind Gegenstand vieler Kompositionen Kubos.

Wenngleich in Europa lebend und arbeitend, hat sich Kubo doch niemals einem vorherrschenden europäischen Kompositionstrend oder einer Denkschule angeschlossen, sondern immer ihre kompositorische Unabhängigkeit bewahrt. Sie entwickelte sehr früh ihre eigene Musiksprache, einen eklektizistischen Stil großer formaler Vielfalt und Vielseitigkeit. Ihre Arbeiten sind dicht strukturiert und weisen starke rhythmische Elemente auf. Kubo sagt: „Meine Musik soll transparent sein, ohne überflüssige Töne. Nicht L’art pour l`art, sondern Klartext. Es ist nicht einfach, die eigene Meinung klar und deutlich zu sagen, da dies leicht mißverstanden werden kann. Solch ein Mißverständnis ist mir jedoch lieber als eines, das durch Unbestimmtheit oder Undeutlichkeit entsteht.“

Die Uraufführung des Musiktheaters „Hyperion-Fragmente“ 2002 im Schloßtheater Rheinsberg und die Aufführung der Oper „Rashomon“ in japanischer Fassung 2002 in Tokyo wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Ihre zweite Oper Osan Geheimnis der Liebe wurde mit großem Erfolg 2005 im New National Theater Tokyo uraufgeführt.

 

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